Von 1564 bis 1816 war hier der Sitz der kurtrierischen Amtmänner im zweiherrischen Camberg. Die Mehrflügelanlage mit ihren 145 Metern Sichtfachwerk ist eine Augenweide für alle Fachwerkliebhaber.
Von Süden betrachtet, ist links der „Heiden-Bau“ der älteste Teil, 1605 von Amtmann Lubert von Heiden errichtet. Sein Wappen und das seiner Ehefrau Ursula von Schöneberg sind in den Brüstungsfeldern vorhanden.
Wie auch an den anderen Gebäudeteilen ziehen sich neben Mannfiguren hochgestellte Andreaskreuze über zwei Gefache am Stockwerk hin, wie sie häufig im Camberger Fachwerk zu finden sind. Kunstvolle Eckständer mit Lebensbäumen, in denen aus Vasen neues Leben entsprießt, rahmen die Fassade ein.
In die Zeit von Amtmann Heiden fällt auch der Torbau, früher die einzige Zufahrt zum Innenhof, wie auch der sich anschließende Teil der reich verzierten Straßenfront. Neben den Rautenkreuzen unter den Fenstern sieht man zwei christliche Motive: den brennenden Phönix, wie er zu neuem Leben aus der Asche steigt, und den Vogel Pelikan, der mit seinem Blut seinen Nachwuchs nährt.
Dem Heiden-Bau schließt sich der „Hohenfeld-Bau“ von 1609 und 1669 mit den beiden doppelstöckigen Erkern an. Erbauer Achatius von Hohenfeld, in Diensten der Grafen von Nassau-Diez in den Niederlanden und in Diez an der Lahn, war auch für den deutschen Kaiser und den Trierer Kürfürsten tätig. 1669 erweiterte er den Amthof um ein Stockwerk und schmückte ihn mit reichen Schnitzereien. Der linke Erker zeigt den Doppeladler als Zeichen dafür, dass Hohenfeld im kaiserlichen Dienste stand, und den Vogel Strauß mit dem Eisen im Schnabel als Zeichen für Stärke. Am rechten Erker befinden sich der Planetengott Merkur (links) und Sol (rechts), sitzend dargestellt. An der linken Schmalseite schwingt die römische Glücks-Göttin Fortuna ein geblähtes Segel. Halbnackte Jünglinge und Köpfe mit Blattwerken stützen beide Erker. Im weiteren Verlauf wurde um 1780 der „Schütz-Bau“ mit dem Fachwerk Übergang zur Hohenfeldkapelle errichtet, wie auch die ehemaligen Wirtschaftsgebäude an der Obertorstraße.
Durch die Heirat von Benedikt Marian von Schütz zu Holtzhausen mit Anna Lioba von Hohenfeld im Jahre 1756 kam der Amthof in den Besitz der Familie von Schütz zu Holtzhausen. Neben den vielen schmückenden Konstruktionen im Fachwerk im Innenhof trägt der hintere Teil zur Ratshalle mit seinen acht fränkischen Erkern
den originalen Schmuck wie zur Bauzeit. Reich verziert mit Menschen- und Tierköpfen, Blumenornamenten, Obst und Früchten, sowie begleitenden Säulen und Brüstungsfeldern mit Symbolen ist das Fachwerk geschmückt.
Seit der Grundsanierung Anfang der neunziger Jahre nutzt die Stadtverwaltung die Gebäude, der Amthof wurde somit wieder das Rathaus der Stadt Bad Camberg. Die Amthofgalerie am Ende des Südflügels und der Innenhof mit dem
Glockenspiel bieten Raum für Märkte und kulturelle Veranstaltungen.
Text: Manfred Kunz
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