Die Kreuzkapelle befindet sich genau im Norden der Gemarkung von Herbstein und bildet mit der Stadtpfarrkirche und dem Eulenturm eine Linie. Sie entstand 1854 durch das außergewöhnliche Engagement freier Bürger, insbesondere des Bürgermeisters Josef Anton Kübel (1849-1881) und mit großer Unterstützung durch den damaligen Pfarrer Joseph Lutz (1846-1884).
Der Platz war in vorchristlicher Zeit ein geheimnisvoller Ort, an dem sich mehrere Wege und Grenzen kreuzten. Später wurde hier ein Kreuz aufgestellt, das sehr schnell zum Ausflugsziel für Herbsteiner Familien nach der Sonntagsandacht wurde. Da war es nur konsequent, dass dem Wunsch nach einer Kapelle seitens der kirchlichen Stellen in Mainz schnell stattgeben wurde. Bischof war damals der berühmte Sozialethiker Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler, der eine besondere Beziehung zu den Diasporagemeinden in Oberhessen pflegte. Die Kapelle schlägt in der Bauweise mit ihrer Halle und Vorhalle im goldenen Schnitt einen großen architektonischen Bogen: Von den ersten Tempeln der griechischen Klassik, über die gotischen Kathedralen des Hochmittelalters mit Form und Maßwerk der Fenster und des Eingangs zu ihrer regionalen Verortung in der heimatlichen Bauweise in Fachwerk mit Lehmsteinausmauerung, zimmermannsmäßigem Dachstuhl, Verkleidung mit Drechselbrettern und den zurückhaltend ornamentierten Eichenstützen.
Zur 150-jährigen Wiederkehr ihrer Entstehung wurde ein kleiner befestigter Vorplatz zum Verweilen angelegt sowie die ursprüngliche Farb- und Oberflächengestaltung wiederhergestellt. Grundlegend saniert und neu beschichtet wurde auch die Bonifatiusfigur in der südlichen Außennische, in der vor 1938 eine Jakobsfigur stand. Am Kreuzfest Mitte September, das die Christen an die historische feierliche Präsentation des Kreuzes Christi über dem Heiligen Grab im Jahre 335 nach Christus in Jerusalem erinnert, findet in jedem Jahr eine Prozession von der Stadtpfarrkirche Jakobus major zur Kreuzkapelle statt, an der sich auch andere Pfarrgemeinden der Region beteiligen. Zusätzlich ist die Kapelle an Weihnachten, Ostern und Pfingsten geöffnet und Ziel regelmäßiger Bittprozessionen.
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